Grannophone

#beamies - Stefan und das Grannophone

Stefan stellt sich vor

Hallo Stefan, stell dich doch bitte kurz einmal vor. Wer bist du und was machst du?


Ich bin Stefan Baur, Jahrgang 1977, gelernter Fachinformatiker Systemintegration, und seit Ende 2009 Chef meiner eigenen kleinen IT-Firma hier in Ulm. Seit gut 10 Jahren sind wir ein reines Dienstleistungsunternehmen mit einem Schwerpunkt auf Open Source. Ungefähr so, wie Mr Beam auf die OpenSource-Software OctoPrint aufsetzt und eigene Erweiterungen und Support dazu bietet, bieten wir Support für X2Go - eine OpenSource-Remote-Desktop- und Remote-Application-Lösung. Nur verkaufen wir, anders als Mr Beam, keine Hardware dazu. 😉

Ein Projekt mit Herz 🧡

Grannophone Erfinder Stefan

Aktuell hast du ja auch ein besonderes Projekt. Stelle uns das Grannophone mal vor. Wie kam es zu der Idee?

 

Das Grannophone ist ein in der Entstehung befindliches Videotelefon für Seniorinnen und Demenzpatienten. Die Idee ist, dass man es mit minimalem Werkzeugeinsatz und ohne große Vorkenntnisse am heimischen Küchentisch aus möglichst standardisierten Komponenten und vor allem lötfrei, nur mit nur Steck-, Klemm- und Schraubverbindungen, zusammenbauen kann. Sozusagen "Bausatzmöbel meets Modellbahn".

Entstanden ist die Idee im November 2020, im 2. Corona-Lockdown alias "Lockdown light". Jemand, dem ich auf Twitter folge, hatte da öffentlich die Frage gestellt, wie er denn seine Oma, die einen großen Fernseher und gutes Internet, aber null Ahnung von Technik hat, dazu bekommt, mit ihm Videotelefonate führen zu können.

Damals musste ich ihm antworten, dass er das mit dem Fernseher vergessen kann, und seiner Oma besser ein großes, älteres Tablet von dieser Firma schenkt, deren prominenteste Führungskraft so ein Typ mit Nickelbrille, schwarzem Rollkragenpullover, Bluejeans und weißen Turnschuhen war, der seine Produktpräsentationen meist wie Inspektor Columbo mit einem "just one more thing" beendete.

Aus Frust entwickelt sich Erfindergeist

Prototypenbau Grannophone

Und das hat mich so gefrustet, dass ich mir gesagt habe, das muss anders gehen, das muss einfacher gehen, das muss günstiger und nachhaltiger gehen - und so machte ich mich ans Werk. Open Source ist hier natürlich das Mittel der Wahl, wenn es um die Softwareseite geht - günstiger als "kostenlos" geht nicht.

Das Elektronik-Innenleben besteht aus einem Raspberry Pi 4 mit dem 7-Zoll-Display und der PiCam 2 bzw. PiCam 3, wie man sie als offizielles Zubehör bekommt, ein paar Mikroschaltern aus dem Elektronikhandel, und einem USB-Hörer. Fehlt also nur noch ein Gehäuse darum - und Sperrholz ist nun mal günstig zu haben und man kann es auch ohne Spezialwerkzeug, nur mit Handbohrer, Laubsäge und Feile bearbeiten. Bei MDF oder Acrylglas würde das mit der Handarbeit schon deutlich anspruchsvoller.

Prototyp Innenleben

Vor welche Probleme wurdest du bei der Umsetzung gestellt? 

Nun, die ersten Prototypen entstanden mit der Laubsäge am heimischen Küchentisch. Also genau so, wie es später durch die Familienmitglieder, die ihren Eltern/Großeltern ein Grannophone bauen wollen, erfolgen soll.

Nur: Wenn beim manuellen Prototyping irgendetwas nicht passt, rätselt man immer, ob es daran liegt, dass man einen Fehler im Plan hat, oder daran, dass man zu ungenau gesägt und/oder gemessen hat ...

Der Mr Beam kommt als Hilfe ins Spiel

Mr Beam Lasercutter

Wie unterstützt der Mr Beam dich bei dem Projekt?

... und genau hier kommt die Stärke des Mr Beam ins Spiel. Die Toleranzen im Lasercut sind vernachlässigbar gering. Wenn die gelaserten Teile also nicht zusammenpassen, muss der Fehler mit hoher Wahrscheinlichkeit im Plan stecken. Okay, gelegentlich kommt es auch mal vor, dass es an verzogenem Holz liegt. Wobei ich da gestehen muss, dass ich das meistens im Baumarkt kaufe, und nicht bei Mr Beam bestelle und die Baumarktqualität schwankt in letzter Zeit mehr, als mir lieb ist. Aber "gutes" Mr Beam-Holz fürs Prototyping zu verwenden, kommt mir immer wie Verschwendung vor.

Makerspaces als Alternative zum eigenen Mr Beam

Makerspace Ulm

Wie bist du auf Mr Beam aufmerksam geworden? Durch den Makerspace in Ulm oder schon vorher?

Die Frage kann ich eigentlich nur beantworten, indem ich noch einen Schritt zurückgehe: Wie bin ich auf den Makerspace aufmerksam geworden? Und daran ist unser ehemaliger Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch schuld. Der wurde im Dezember 2023 abgewählt, aber Anfang 2023 war er noch im Amt - und hat sich dabei eine öffentliche Schlammschlacht um Nutzungs- und Namensrechte mit einem gemeinnützigen Verein geliefert, der städtische Räume für einen Hackerspace nutzte. Das hat es nicht nur in seinen Wikipedia-Artikel geschafft, sondern auch in die Lokalzeitung.

In diesem Artikel kamen auch Vertreter des mittlerweile aus rechtlichen Gründen in Temporärhaus e.V. umbenannten Vereins zur Sprache, und sie erwähnten dabei, dass sie den Makerspace in der Stadtbibliothek trotz ähnlicher Ausstattung nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung sehen würden. Da wurde ich dann hellhörig, habe mir das Angebot im Makerspace angeschaut, und einen starken Monat später wurde ich dann offiziell in die Bedienung eingewiesen.

Ein Schritt nach dem anderen

Welche Projekte sind in der Zukunft geplant?

Falls Tüfteleien allgemeiner Art gemeint sind, ich habe schon länger was zum Thema Solarzellen-Upcycling und zur KI-gestützten Erfassung von Hotline-Telefonaten (Gebrauchsmuster angemeldet) in Planung.

Kabelkamm

Was das Lasercutten angeht, will ich erst mal das Grannophone fertigbekommen - zu viele angefangene Projekte führen nur dazu, dass nichts zeitnah fertig wird. Eventuell gibt's mal kleinere Dinge zwischendurch, wie so eine Art "Kabelkamm", durch den man die Kabel der Peripheriegeräte im Makerspace fädeln und dann abschließen kann, sodass sie vor Diebstahl geschützt sind und man sie nicht abends immer abbauen muss.

Kannst du dir vorstellen, den Mr Beam dann in Zukunft weiterhin zu nutzen? 

Wenn sich Projekte ergeben, bei denen man mit einer Lasermaschine sinnvolle Dinge tun kann, sicherlich. Eventuell wird es auch darauf herauslaufen, dass ich mein Wissen an andere weitergebe, die im Makerspace Projekte mit dem Lasercutter umsetzen wollen - denn dessen Motto ist "Von der Idee zum Projekt".

Vermutlich geht es bei mir selbst aber nach dem Grannophone bzw. für irgendwelchen Kleinkram nebenbei eher in Richtung additive statt subtraktive Verfahren, sprich, 3D-Drucker. Wenn man sowieso im Makerspace ist und mit dem Mr Beam arbeitet, kann der 3D-Drucker ja nebenher auch noch was tun, statt nur ungenutzt herumzustehen. Da habe ich letzten Sommer schon Teile einer Gartenliege repliziert, und im Winter davor Stellknöpfe für eine Nachtspeicherheizung, für die es jeweils keine Ersatzteile mehr vom Hersteller gibt.

Feedback fördert Fortschritt

Hättest du Verbesserungsvorschläge oder Wünsche für den Mr Beam?

Da sprichst du was an. Die Software hat momentan schon noch manchmal so ihre Eigenheiten. Irgendwie kommt zumindest "unser" Mr Beam gelegentlich aus dem Tritt, welche Meldung er anzeigen soll. Vor allem, wenn er häufiger Abkühlpausen machen muss, kommt gelegentlich nicht mehr das "Sanduhr"-Popup, sondern das, welches eigentlich nur erscheinen sollte, wenn man manuell den Knopf zum Unterbrechen gedrückt hat.

Manchmal verschluckt er sich auch an hochgeladenen SVGs, sodass nur noch ein Neustart des Browsers - oder gar des ganzen Mr Beam - hilft. Da wäre es schick, ihm "unter die Haube" (nein, nicht unter die Laserschutzhaube 😉) schauen zu können, was da passiert; also ob ihm z.B. der Hauptspeicher ausgegangen ist oder die SD-Karte vollgelaufen ist oder so. Irgendeine Möglichkeit, wie man als fortgeschrittener Anwender zumindest lesend aufs System kommt oder irgendwelche Status- oder Störungsmeldungen angezeigt bekommen könnte, wäre da schon hilfreich.

Das ist allerdings gar nicht notwendig. Die Stadtbibliothek Ulm sollte am besten mal in unseren Download-Bereich gehen und den Stick zum Löschen der Designdateien aufspielen. Dann läuft der Mr Beam wieder wie neu. 😇

Mr Beam Upgrade verhindert Einbruch
Eine Hardware-Verbesserung, die ihr schon umgesetzt habt, ist der [x]-Laserkopf. Dass ich durch diesen nun schneller mit allen Teilen für ein komplettes Gehäuse fertig bin, und deswegen früher heimkomme, hat sogar dazu geführt, dass ich neulich auf dem Heimweg einen Einbrecher auf frischer Tat ertappen und in die Arme der Polizei treiben konnte: Mit dem [S]-Laserkopf wäre ich erst so spät fertig geworden, dass der Täter, bis ich auf dem Heimweg an der Stelle vorbeikomme, längst über alle Berge gewesen wäre.

 

Zu eurem Shop möchte ich, wie schon oben angedeutet, anregen, dass ihr vielleicht auch 4mm-Pappel-Sperrholz sowohl in besseren als auch in schlechteren Qualitätsstufen als nur "AB/B" anbieten könntet, natürlich zu unterschiedlichen Preisen. Zum Prototyping tut es nämlich meistens auch "BB" oder "C", für eine schöne Außenseite möchte man dagegen vielleicht auch mal "A" verwenden.

Support ist wichtig!

Wie kann man Dich bei Deinem Projekt unterstützen?

Nun, da gibt es gleich mehrere Möglichkeiten:

Wem der Weg nach Ulm nicht zu weit ist, der darf natürlich gern zu meinen Lasercut-Terminen in den Makerspace kommen, und gemeinsam mit mir tüfteln, brainstormen, etc.

Es gibt dort auch eine Medienwerkstatt, deren Gerätschaften man nach Einweisung nutzen kann. Wer also eher visuell denn handwerklich begabt ist, kann damit vielleicht ein paar bessere Bilder für Wiki und Social Media machen, als mir das mit dem Handy gelingt. Momentan hat das Grannophone neben seiner Mailingliste und seiner YouTube-Playlist sowohl einen Twitter / X, als auch einen BlueSky-Account, aber auf Mastodon ist es zum Beispiel noch gar nicht vertreten - weil mir einfach die Zeit fehlt. Ein ehrenamtlicher Social-Media-Manager wäre da eine große Hilfe. Und natürlich freue ich mich auch über finanzielle Unterstützung - über das Crowdfunding sind mittlerweile grob 1500 Euro eingegangen. Wie ich das Geld verwende, kann man auch im Wiki nachlesen.

Aber auch jeder Retweet/Reskeet und jedes Like hilft - Klicks sind ja die Währung des Internets.

Hinweis zum Grannophone

Zum Schluss muss ich noch etwas loswerden. Das Grannophone ist kein Projekt meiner Firma, sondern eine reine private Bastelei, die auch keinen Gewinn abwerfen soll - es ist einfach nur ein Versuch, die Welt ein bisschen besser zu machen. Die Pläne und alle Dateien, die man sonst noch so braucht (bis hin zu verschiedenen Klingelsounds) gibt es für jedermann zum kostenlosen Download auGithub. Nur wer mein Referenzgehäuse zum Beispiel als Bausatz oder Fertiggerät vermarkten will, der braucht eine Lizenz von mir. Deswegen ist das Gehäuse per Gebrauchsmuster (DE: 20 2021 001 690.2) geschützt, aber gleichzeitig unter creativecommons für nicht kommerzielle Nachbauten freigegeben. Und wenn irgendein Hackerspace oder gemeinnütziger Verein die Dinger an einem Tag der offenen Tür oder so für Besucher fertigen will, und dafür im Gegenzug um Spenden bitten will - die sollen sich halt rechtzeitig vorher melden, dann bekommen sie von mir schriftlich, dass das in Ordnung geht und sie keine Lizenzgebühren zahlen müssen.

Vielen Dank, Stefan! Wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg bei deinen weiteren Tüfteleien. Der Einblick war sehr interessant für uns. Falls ihr Stefan unterstützen wollt, haben wir oben für euch alle wichtigen Links verlinkt.

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