Die 40-Stundenwoche ist das gängigste Arbeitszeitmodell in Deutschland. Doch ist dieses Modell noch zeitgemäß? Bestimmt hast du auch schon mal von der 4-Tagewoche oder dem 6-Stunden-Arbeitszeitmodell gehört. In der Fachsprache zählen solche Arbeitszeitmodelle zum Bereich New Work. Länder, wie Spanien, Frankreich, Schweden, die USA und Unternehmen, wie Toyota, haben sich schon an diese neuen Ideen der Arbeitszeit herangetastet. Was es genau mit diesen Arbeitszeitmodellen auf sich hat, welche es gibt und ihre Vor- sowie Nachteile, kannst du in unserem heutigen Mr Beam Blog lesen.
Was sind Arbeitszeitmodelle?
Arbeitszeitmodelle sind Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmenden und -gebenden, in denen die Arbeitszeiten geregelt sind. Dies wird meist im Arbeitsvertrag geregelt.
Es gibt unterschiedliche Modelle, die je nach Branche, Beruf und Situation sinnvoller erscheinen. So war in der Covid-Zeit für viele Büroarbeiter*innen Homeoffice ein hilfreiches Modell. Hat man Kinder, mag es praktisch sein, immer die gleichen Arbeitszeiten zu haben, nämlich genau dann, wenn das Kind in der Schule ist.
Warum braucht es überhaupt Regelungen für Arbeitszeiten?
In Produktionsbetrieben ist es z.B. wichtig, dass die Maschinen immer laufen. Die Mitarbeitenden müssen sich also genau auf die Minute ablösen, sodass keine Pausen entstehen. Es ist aber auch wichtig zu wissen, wann Kund*innen ein Unternehmen erreichen können oder wann alle Mitarbeitende verfügbar sind, um Meetings zu vereinbaren.
Welche Arbeitszeitmodelle gibt es?
Es gibt unterschiedliche Arbeitszeitmodelle. Bei manchen ist man in der Gestaltung der eigenen Arbeitszeit und der Arbeitsorte flexibler, bei anderen ist Arbeitszeit- und -ort vertraglich genau geregelt.
Was genau sind flexible Arbeitszeiten?
Bei flexiblen Arbeitszeitmodellen ist die Arbeitszeit nicht genau festgelegt. Du kannst also täglich oder wöchentlich frei und kurzfristig entscheiden, um wie viel Uhr du anfängst zu arbeiten, wann du aufhörst oder an welchen Tagen du deine Arbeit verrichtest. Es gibt keine strikten Vorgaben, die Arbeit von “9 to 5” zu erledigen, deine Termine und Meetings solltest du dabei natürlich trotzdem im Blick haben.
Hier findest du ein paar ausgewählte Arbeitszeitmodelle im Überblick:
1) Vollzeit
2021 arbeiteten in Deutschland 23,9 Millionen Menschen in Vollzeit, das sind 53 % aller erwerbstätigen Personen. Es ist eines der gängigsten Arbeitszeitmodelle. Meist arbeitet man 5 Tage die Woche, montags bis freitags, für 35-40 Stunden, also täglich 7-8 Stunden.
2) Teilzeit
Das Teilzeitmodell ist angelehnt an das Vollzeitmodell, umfasst jedoch weniger Stunden, größtenteils ca. 20-30 Stunden pro Woche, verteilt auf eine variable Tagesanzahl.
3) Schichtarbeit
Hier wechseln sich Mitarbeitenden auf die Minute genau ab. Z.B. bei Fließband-Produktionen oder im Krankenhaus. Dieses System macht dann Sinn, wenn es einen kontinuierlichen Übergang braucht, da z.B. die Maschinen nicht abgeschaltet werden können oder Patient*innen dauerhaft versorgt werden müssen. Es gibt 3 verschiedene Schichten, Früh-, Spät- und Nachtschichten. Hat man mehrere Schichten hintereinander gearbeitet, kann es sein, dass man auch mal 3-4 Tage am Stück frei hat. Für die eigene Gesundheit und den Biorhythmus ist es allerdings sehr schädlich und kann z.B. Schlafstörungen verursachen.
4) Gleitzeit
Beim Gleitzeitmodell gibt es eine Kernarbeitszeit, um die herum man die restlichen Arbeitsstunden flexibel bestimmen kann. Muss man z.B. von 10 bis 15 Uhr auf der Arbeit anwesend sein, kann man die restlichen 3 Stunden davor und/ oder danach arbeiten. Meist gibt es auch ein Gleitzeitkonto, worauf Überstunden und Minusstunden gebucht werden, sodass sie bis zu einem gewissen Zeitraum wieder ausgeglichen werden können.
5) Vertrauensarbeitszeit
Der/ Die Arbeitgeber*in vertraut darauf, dass Mitarbeitende ihre Arbeit eigenständig erledigen. Vertrauensarbeitszeit kann auch in Kombination mit anderen Arbeitszeitmodellen auftreten. Das bedeutet, dass es zwar vertraglich festgelegt ist, wie viele Stunden man arbeiten muss, die Umsetzung wird jedoch nicht kontrolliert. Überstunden sollten Arbeitnehmende für sich trotzdem erfassen.
6) Jahresarbeitszeit
Hier wird im Arbeitsvertrag die gesamte Arbeitszeit festgelegt, die innerhalb eines Jahres abzuleisten ist. Es wird jedoch offen gelassen, wann genau. Das ist z.B. bei saisonalen Betrieben, wie Skihotels sinnvoll. Im Winter ist mehr zu tun, weshalb Mitarbeitende in diesem Zeitraum mehr arbeiten und keinen Urlaub bekommen. In den Sommermonaten haben sie dafür längere Freizeitpausen.
7) Lebensarbeitszeitkonto
Bei diesem Konzept kann man über sein Arbeitsleben hinweg Zeit oder Geld auf ein „Sparkonto” verbuchen, das es einem ermöglicht, früher in den Ruhestand zu gehen. Man verzichtet also z.B. auf einen Teil seines Lohnes und lässt ihn sich später in der Rente auszahlen. Wie viel früher man dadurch in den Ruhestand treten kann, richtet sich dabei nach der Höhe der angesparten Zeit oder des Geldes.
8) Homeoffice
Im Homeoffice Modell arbeitet man einen gewissen Teil seiner Arbeitszeit von zu Hause aus. Dabei gilt es, verschiedene gesetzliche Vorgaben zu berücksichtigen und den Arbeitsplatz zu Hause mit den notwendigen Arbeitsutensilien, z.B. funktionierendem WLAN, auszustatten. Verrichtet man seine Arbeit ausschließlich von zu Hause, wird das Telearbeit genannt. Mobile Arbeit bezeichnet die komplett freie Wahl des Arbeitsortes.
9) New Work Modelle
New Work Modelle bieten einen neuen und zeitgemäßen Blick auf das Konstrukt Arbeit. Die Welt ist im stetigen Wandel, weshalb auch Arbeitsbedingungen anpassbar sein sollten. Dadurch kann z.B. eine Verbesserung der Work-Life-Balance, Gesundheit und Produktivität von arbeitenden Personen erreicht werden. Wieso also an einem veralteten 9 to 5 Modell festhalten, wenn wir die Möglichkeit haben, passendere Modelle anzuwenden und individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen? Zu den New Work Modellen zählen z.B. die 4-Tageswoche, der 6-Stunden-Tag, das 3-2-2 Modell oder ein Modell, bei dem man jeden zweiten Freitag freihat.
New Work Modelle
4-Tageswoche
Die 4-Tageswoche ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem üblicherweise die Stundenzahl und der Arbeitsaufwand gleich bleibt. Die Arbeitsstunden werden dabei nur auf 4 statt 5 Tage pro Woche aufgeteilt. So hat man zusätzlich zum Wochenende noch einen weiteren Tag, meist freitags, frei.
6-Stunden-Tag
Beim 6-Stunden-Tag wird der geläufige 8-Stunden-Tag um 2 Stunden gekürzt. Die Arbeitsmenge bleibt dabei die Gleiche. Dieses Modell entstammt Forschungen, die zeigen, dass man am Tag selten 8 Stunden hoch konzentriert arbeiten kann. Viele Arbeiter*innen lenken sich den Tag über mit verschiedenen Dingen ab, allen voran das Checken sozialer Medien und Kaffeepausen. Diese Studien zeigen auch, dass bei geringeren Arbeitszeiten die Produktivität gleich bleibt oder gar steigt. Das Unternehmen Tower Paddle Boards hat bei der Einführung des 5-Stunden-Tages eine Gewinnsteigerung von 40 % verzeichnen können.
3-2-2-Modell
Dieses Modell ist mit verschiedenen Arbeitszeitmodellen kombinierbar, denn es bezeichnet nur die Aufteilung der Arbeitswoche: Man arbeitet z.B. 3 Tage im Büro, 2 Tage im Homeoffice und hat 2 Tage der Woche frei. Dadurch können die Vorteile beider Arbeitsorte genutzt werden: der Austausch mit Kollegen vor Ort und höhere Konzentrationsphasen zu Hause.
Jeden 2. Freitag frei
Bei diesem Modell teilt man die Arbeitsstunden eines Freitags auf 8 andere Tage auf. Man arbeitet also 8 Tage lang 9 statt 8 Stunden und kann dafür einen Freitag freinehmen.
Warum gibt es verschiedene Arbeitszeitmodelle?
Verschiedene Arbeitszeitmodelle sind wichtig, denn jede Branche, jedes Unternehmen und jede individuelle Person hat unterschiedliche Bedürfnisse. So ist es in einem Krankenhaus wichtig, dass Patient*innen rund um die Uhr versorgt werden. Ein/e Designer*in braucht hingegen kreative Freiheiten, um neue Ideen zu kreieren.
Und so wie alles haben auch die verschiedenen Arbeitszeitmodelle unterschiedliche Vor- und Nachteile. Bei 8 Stunden Arbeit am Tag steigt u.A. die Unfallgefahr und zu viel Arbeit kann psychische sowie körperliche Erkrankungen verursachen. Die 4-Tageswoche hingegen kann durch einen Fachkräftemangel auch schnell an ihre Grenzen stoßen, wenn es einfach zu wenige Arbeitskräfte gibt. Zudem braucht es für dieses Modell in der Anfangszeit und Umstellungsphase eine finanzielle Förderung. Dieses Arbeitszeitmodell kann also nicht als die Lösung aller Unternehmen gesehen werden.
Zu welchem Arbeitszeitmodell geht der Trend?
Der Trend der Arbeitszeitmodelle geht dennoch in Richtung flexible Arbeitszeiten und New Work-Ansätze.
Frithjof Bergmann, einer der führenden Forscher auf dem New Work-Gebiet sagte: „Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit sollte uns dienen. Die Arbeit, die wir leisten, sollte nicht all unsere Kräfte aufzehren und uns erschöpfen. Sie sollte uns stattdessen mehr Kraft und Energie verleihen, sie sollte uns bei unserer Entwicklung unterstützen [...].”.
Es ist auch wichtig, dass die Arbeitsbedingungen an den aktuellen Zeitgeist und die Gesellschaft angepasst sind. Der 8-Stunden-Tag existiert nun schon seit über 100 Jahren. Er entstammt also einer Zeit vor Computer und Mobiltelefon. Ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit von Anpassungen ist die Pandemie. Durch sie waren wir zu der großen Veränderung „Homeoffice” gezwungen und man hat gesehen, dass Arbeitnehmende trotzdem produktiv waren.
Welchen Nutzen haben flexible Arbeitszeitmodelle?
Flexible Arbeitszeitmodelle und New Work Ansätze bieten viele Möglichkeiten und Vorteile:
- Unternehmen können je nach Auftragslage flexibel reagieren.
- Sie ermöglichen eine bessere Work-Life-Balance: Hast du dich nicht auch schon einmal gefragt, wie man eigentlich Arzttermine außerhalb der typischen Arbeitszeiten wahrnehmen soll?
- Arbeiten, wenn man am produktivsten ist: Nicht jeder ist ein 9 to 5 Typ, manche haben ihre Peaks am Abend, andere am frühen Morgen.
- Sie helfen, neue Arbeitskräfte zu rekrutieren.
- Sie stiften Vertrauen: Arbeitgebende zeigen dadurch ihren Arbeitnehmenden, dass sie auf ihr Können und ihre Ehrlichkeit vertrauen.
- Sie fördern das konzentrierte Arbeiten und führen zu weniger Aufschub.
- Es trägt zu einer höheren Zufriedenheit der Mitarbeitenden bei.
Mehr Gestaltungsfreiheit und Flexibilität steigert zudem die Motivation und führt zu einem entspannteren Arbeitsklima. Und wie du schon in unserem Blogbeitrag über Arbeitsklima gelesen hast, hat das auch wiederum ganz viele positive Effekte, z.B. auf die Produktivität und den Unternehmensgewinn.
Es geht also nicht darum, Mitarbeitende zu bespaßen, sondern darum, ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen, ihr Potenzial bestmöglich zu entfalten und gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen zu erreichen.
Auch wir bei Mr Beam sind offen für neue und flexible Arbeitszeitmodelle und handhaben die Arbeitszeiten auf Vertrauensbasis. Die Modelle sind je nach Lebenssituationen individuell angepasst und jede/r kann - je nach Abteilung und Terminen - sehr frei entscheiden, wann er/sie arbeiten möchte, denn: Uns ist am wichtigsten, unser gemeinsames Ziel mit Spaß und Passion zu verfolgen, egal zu welcher Uhrzeit!
Welche Modelle gefallen euch am besten? Ist die 40-Stundenwoche noch zeitgemäß? Und könntet ihr eure Arbeit auch in weniger Zeit erledigen? Lasst uns gerne einen Kommentar da!